zeitreise: mileva marić

ein beitrag aus ausgabe 2
vom 01.18.2021
Verfasst von Elisabet Bästlein
Als größte Fach­hochschule Deutschlands, und noch dazu als eine, die einen technischen Schwer­punkt hat, hat sich der AStA nun lange mit dem Thema Zeitreisen auseinander­gesetzt. In unserer neuen Reihe „Zeitreise“ möchten wir Gespräche mit euch teilen, die wir mit genialen Köpfen der Menschheits­geschichte „geführt“ haben, die die Geschichts­bücher zu erwähnen versäumen.

AStA: Frau Marić, Sie haben Ihre Ziele trotz Widrigkeiten stets mit einem eisernen Willen verfolgt und verteidigt – ganz egal, ob es um Ihre schulischen und akademischen Ambitionen oder um Ihr Herz in der Ehe mit Albert Einstein ging. Wie gehen Sie damit um, dass man Sie trotz Ihrer außergewöhnlichen Leistungen als “gescheitert” darstellt?

Marić: Bereits in jungen Jahren habe ich feststellen müssen, dass die Welt, in die ich hineingeboren worden war, nicht für mich bestimmt war – oder ich nicht für sie, das hängt von der Perspektive ab. Ich habe all die Jahre immer dorthin gehört, wo ich nicht war: Als Studentin wurde ich Mutter und Ehefrau, hätte aber eigentlich Zeit gebraucht, um mich im Studium persönlich und akademisch zu entwickeln. Als Ehefrau wurde ich zu einer Art Hilfswissenschaftlerin für Albert, und habe damit im Grunde meine Seele verkauft. Ob meine Zeit mir keine Chance gab oder ich mir selbst nicht den Respekt eingeräumt habe, der notwendig gewesen

AStA: Sie haben in Ihrem Leben unzählige Erwartungen übertroffen und sich mit vielen Schicksalsschlägen arrangiert. Was möchten Sie den Wissenschaftler:innen von morgen mit auf den Weg geben?

Marić: Meine Welt war nicht auf mich vorbereitet, weil ich anders war. Ich habe aufgrund meiner Herkunft anders ausgesehen und ich hatte eine Gehbehinderung. Das hat meinen Weg von Anfang an geprägt – mein Vater hätte mir kein Studium ermöglicht, wenn er nicht geglaubt hätte, dass eine Ehe für mich aufgrund meiner Beeinträchtigung ohnehin ausgeschlossen wäre. Ich wünsche den Generationen, die nach mir kommen, dass Anderssein oder Andersaussehen kein Hindernis mehr sein muss. Ich wünsche ihnen, dass sich keine:r mehr dafür schämen muss, dass er:sie nicht ganz das ist, was alle Welt erwartet – denn wir alle sind mehr als das. Und das sollten wir nutzen können.

Fakten

Quelle 1

Quelle 2

Quelle 3

Elisabet Bästlein

Elisabet Bästlein

Redaktionsleitung

Elisabet versuchte einige Jahre lang vergeblich, ihr Studium der pharmazeutischen Chemie zu beenden. Heute arbeitet sie als Content-Managerin für ein Unternehmen in Bonn. Vor ihrer Studien­zeit war sie als freie Journalistin in der Kreis­redaktion Nord­friesland des Schleswig-Holsteinischen Zeitungs­verlages (sh:z) tätig.

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