überbrückungshilfe – der verzweifelte griff nach dem letzten strohhalm 

ein beitrag aus ausgabe 2
vom 01.18.2021
Verfasst von Denis Dunkel

Die Überbrückungshilfe für Studierende in pandemiebedingten Notlagen ist zurück. Für die Monate des gesamten Wintersemesters kann die Grundsicherung online beantragt werden. Je nach nachgewiesener Bedürftigkeit können dabei zwischen 100 und 500 Euro ausgezahlt werden. Das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Die Vielzahl an Studierenden, die infolge der Corona-Pandemie ihren Nebenjob verloren haben, scheinen nach Ansicht der Bildungsministerin damit ausreichend Unterstützung zu erhalten. Die Überbrückungshilfe ist sicherlich besser als nichts, kritische Stimmen bestärken jedoch die fehlende Wirkung, die darüber hinaus für einen Großteil der Studierenden in finanziellen Nöten nicht greifen soll. 

Unsplash.com, Tim Gouw

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der anträge wurden abgelehnt

Lylaf H. ist eine von rund 120.000 Studierenden, die einen Antrag stellte. Dies geschah Mitte Juni, ihr Geld bekam sie allerdings erst über anderthalb Monate später im August. Eine schnelle und einfache finanzielle Nothilfe für Studierende sieht anders aus, auch wenn das Geld nicht zurückgezahlt werden muss. Die maximale Fördersumme von 500 Euro erhielt sie nur, weil ihr Kontostand weniger als 100 Euro betrug. Eine unzumutbare psychische Belastung für Notleidende. Dass die Überbrückungshilfe kein Ersatz für eine reguläre Studienfinanzierung darstellen soll, ist nachvollziehbar. Aber dass erst auf finanzielle Hilfe gehofft kann, wenn man sich dem Existenzminimum annähert, ist nicht akzeptabel. Und was nützen mir 500 Euro, wenn mit den Kosten für Miete, Strom und Internet schon nichts mehr davon übrig ist? 

„Wir lassen die Studierenden in dieser Pandemie nicht allein“, äußerte Bildungsministerin Anja Karliczek zur Wiederaufnahme der Überbrückungshilfe. Eine höhnische Aussage, wenn man bedenkt, dass 36% der rund 244.000 Anträge abgelehnt wurden. Bei mehr als der Hälfte der abgelehnten Anträge befanden sich die Studierenden zwar in einer finanziellen Notlage, diese war aber schon vor der Pandemie gegeben und nicht Folge der Pandemie. An dieser Gruppe der Studierenden mit finanziellen Problemen geht die Hilfe folglich komplett vorbei. 

Noch unverständlicher erscheint diese Lösung, da Alternativen zur Verfügung standen, die auch diese Gruppe berücksichtigt hätten. Das deutsche Studentenwerk zum Beispiel plädierte wie die SPD eher auf eine zeitweise Öffnung des BAföG. „Das Instrument ist seit 50 Jahren höchst bewährt, da steht die Infrastruktur, da haben wir das Personal, die Bafög Ämter in den Studierendenwerken und die Prozesse stehen“, erläutert Stefan Grob die Vorteile dieser Methode. Stattdessen wurde auf ein unflexibles Bürokratiemonster gesetzt, für das erst die nötigen Strukturen geschaffen werden mussten und das erst greift, wenn man finanziell so gut wie kein Land mehr sieht. Es wird Zeit für eine echte Lösung, die schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe liefert. 

Maurice

Maurice

Autor

Maurice studiert Online-Redaktion an der TH in Köln. (Ein Bachelor hatte ihm ja nicht gereicht.) Wenn er nicht gerade schreibt, versucht der große Konzert-Fan vergeblich Roger Federer nachzueifern. Dass er noch nie einen Tropfen Alkohol zu sich genommen hat, hilft der Tenniskarriere auf jeden Fall auf die Sprünge.

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