ungewollte neben­wirkungen? – ein semester voller digitaler hürden     

ein beitrag aus ausgabe 2
vom 18.01.2021
Verfasst von Denis Dunkel
Nun haben wir das auch mal durchgemacht: Neben digitaler Lehre auch die notwendigen Online-Prüfungen. Alles, was nicht als Präsentation oder Hausarbeit abgeleistet werden konnte, wurde zwangsweise über ILIAS oder Moodle abgeprüft. Verschlafen den Laptop angemacht, Moodle oder ILIAS aufgerufen, eingeloggt und die Prüfung easy von zu Hause durchgespielt. Aber war es wirklich so leicht, wie es sich anhört? Die digitale Prüfung war die beste Möglichkeit, uns überhaupt die Option einzuräumen, die Corona-Semester abzuschließen, ohne das Studium künstlich zu verlängern. Trotz der Freiversuche sollte man das Semester nicht unnötig verschwenden. Die E-Learning-Plattformen wurden somit kurzerhand zu E-Prüfungsplattformen umgewandelt. Gab es hier signifikante Unterschiede? Unabhängig davon, über welche Plattform man schrieb, waren teilweise kofferklausurartige Hilfsmittel, wie Formelsammlungen oder eigene Unterlagen, erlaubt. Die Richtlinien der TH waren klar: Weg von der Wissensabfrage hin zu Transferleistungen. Umgesetzt wurde das mit Multiple-Choice- und Freitextaufgaben. Viele stellen sich trotzdem im Vorfeld die Frage: Was soll ich genau lernen? Was kommt darin vor? Bei einer gewöhnlichen Prüfung waren diese Fragen leichter zu beantworten. Bei der digitalen Prüfung eher weniger. So lernte man zum Teil einfach ins Blaue hinein und hoffte, dass man einfach auf dem richtigen Weg ist und die Unterlagen weiterhalfen. Die zweite große Hürde: Technik. Es hört sich alles so einfach an, Laptop anschalten und einloggen. Das war es auch, aber leider nur zum Teil. Beim Einloggen zu einer Prüfung in ILIAS ensteht eine sehr zeitaufwendige Dreiteilung: Log-in ILIAS, interner Link zur Prüfung, dann erneutes Einloggen. Lästig. Bei Moodle lief dies wie gewohnt über einen Kursraum ab, der extra für die Prüfung angelegt wurde. Bei Klausuren musste man nebenbei noch einem Zoom-Raum beitreten. Dieser diente teilweise als Tech- oder normaler Support, falls man rausflog, das Internet abschmierte und allgemeine Fragen geklärt werden mussten. Im Vorfeld der Klausur gab es also einen riesigen Zeitaufwand mit Log-in über Log-in. Online-Prüfungsplattform und Zoom-Raum? Hört sich nach einer Strapaze für das sowieso schon überlastete WLAN in der Wohnung an. Die schwerste aller Fragen ist aber trotzdem die nach der Eigenständigkeit. Zur Absicherung musste man entweder per Abgabefenster oder via Mail eine Versicherung des Eides liefern. So weit so gut. Die darauffolgende E-Mail der Hochschulinformation war jedoch unmissverständlich: Die TH geht streng gegen Plagiate vor. Täuschungsversuche haben rechtliche Konsequenzen. Wer beim vermeintlichen Betrug erwischt wurde, bekommt den Corona-Freiversuch gestrichen und hat die Prüfung nicht bestanden, verliert seinen Prüfungsanspruch oder muss sogar ein Bußgeld zahlen. Eine ungewollte Nebenwirkung: Denn zum Teil kam es zu dem Fall, dass Betrug vorgeworfen wurde, ohne wirklich betrogen zu haben …
Timo

Timo

Freier Autor

Timo studiert Online-Redaktion und interessiert sich für alles was mit Technik und Sport zu tun hat. Seit 16 Jahren spielt er im Verein Basketball. Wenn er nicht gerade vor dem PC sitzt oder auf dem Basketball­feld steht, liest er alle möglichen Sport­biografien oder spricht bei seiner Lieblings-Filmreihe Star Wars den Text mit. Später möchte er für einen Sportverein oder ein Technik­unternehmen online­redaktionell arbeiten.

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